Konstantin Wecker in Heideruh
Ich bin geschockt. Ist das die richtige Formulierung? Ich bin getroffen. Betroffen. Gestern (14.09.) habe ich durch Zufall in eine Sendung des Bayerischen Rundfunks hinein gezappt. „Zam rocken“. Und da ging es um Konstantin Wecker. Und da ging es – nicht nur aber auch – um sein gerade jetzt wieder so wichtiges Lied: Sage nein!
Zam rocken Mit Konstantin Wecker und Sarah Straub
Und dann wurde das erwähnt, weshalb ich jetzt so erschüttert bin: Er hat das Lied 1993 geschrieben! Das Lied, in dem es darum geht:
Wenn sie jetzt ganz unverhohlen
wieder Nazi-Lieder johlen,
über Juden Witze machen,
über Menschenrechte lachen…
Sage nein!
Bereits 1993 war die Situation also die, dass er in einem bewegenden Appell mit der ihm eigenen Wucht und Präsenz allen zurief: Sagt nein! Sagt nein, zu dem, was gerade passiert!
Natürlich ist dies uns, die wir seit Jahren, seit Jahrzehnten gegen Rechts aktiv sind bekannt, sagen wir doch selbst ständig und immer wieder: Leute! Sagt nein!! Aber dennoch hat es mich am gestrigen Abend auf eine besondere Weise erreicht und getroffen…
Kunst gegen Rechts
Und was ist diesem und ähnlichen Aufrufen durch Künstler_innen und all die anderen engagierten Menschen passiert? Was haben die Altparteien getan? Einschließlich der Linken, die nichts besseres zu tun hat, als sich selbst zu zerlegen! Was ist geschehen, unternommen worden, um das zu verhindern, was jetzt passiert? Gegen diese Entwicklung, die sich natürlich nicht erst in den letzten 20 Jahren abgezeichnet hat.
Konstantin Wecker und all die anderen tollen Künstler von Hannes Wader und „unserer“ Esther Bejarano mit ihrer microphone mafia, über Die toten Hosen bis zu 100 Kilo Herz und die Tequila & the Sunrise Gang haben dagegen angesungen, getanzt, gerappt, haben sich mit ihrer Poesie, mit ihrer Kunst, mit ihrer Musik dagegen gestellt. Leider haben sie es nicht geschafft, diese Entwicklung aufzuhalten.
Oder doch? In diesem tollen Bericht des BR zitiert Konstantin Hannes Wader zur Frage, ob Kultur etwas bewirkt:
„Man muss die Frage andersrum stellen, hat mir Hannes Wader mal gesagt. Man muss die Frage stellen: Wie sähe die Welt aus, wenn es diese Mosaiksteinchen, zu denen wir gehören, nicht gäbe!”
Konstantin Wecker in Heideruh
Konstantin Wecker war vor einer Weile in Buchholz zu einem Konzert in der EMPORE und hat einen wunderschönes Konzert gegeben. Ein nachdenkliches, ein aufrüttelndes, eins mit all seiner Kraft für und gegen… für die Liebe, wie er sagt, gegen den Hass.
Ich sing, weil ich ein Lied hab…
Ich denke, so wie er singen Künstler_innen nicht nur, weil sie „ein Lied haben“, sondern weil sie etwas zu sagen haben. Und das tun sie laut und eindringlich und vor allem mit Haltung!
Eine ganz besondere Stunde in Heideruh
Am Tag danach ist er nach Heideruh gekommen. Mit seinem Freund und Pianisten Jo Barnikel. Er hat mit uns gesprochen, auch mit „den Jungen“ – auch wenn diese seine Musik vielleicht bis dahin noch gar nicht kannten. Er (und Jo) hat sich in unsere Gästebuch eingetragen, Heideruh gewürdigt und als Herrschaftsfreien Raum bezeichnet. „Ihr könnt mich immer ansprechen. Wenn der Staat mal zickig wird oder die Nazis doch hierher kommen…“
„Ich komme gerne nach Heideruh“
Und jetzt kommt das Beste: Er wird zum Jubiläum von Heideruh nach Heideruh kommen! Freuen wir uns also jetzt schon auf 2026 und all die tollen Veranstaltungen zum 100. Geburtstag von Heideruh, mit denen wir uns gegen Rechts stemmen, »Nein« sagen und all derer gedenken und all die feiern, die das seit 100 Jahren getan haben und immer noch tun und alle die es jetzt tun, egal wie alt sie sind!
Ein Star ohne Starallüren – ein Mensch mit sehr viel Herz, Verstand und Charisma!
Bitte verzeiht mir, dass ich für diesen Beitrag Wochen, ja Monate gebraucht habe. Aber vielleicht war es der genau richtige Moment jetzt.