8. Mai in Heideruh und Buchholz

Gedenkveranstaltung in Buchholz

Am 8. Mai feiern wir die Befreiung von Faschismus/NS-Regime und Krieg

Rede Bea Trampenau, Geschäftsführerin der Antifaschistischen Erholungs- und Begegnungsstätte Heideruh

„Wir gedenken der Millionen Toten, die im 2. Weltkrieg ihr Leben ließen, wir trauern um die Millionen Ermordeten in Konzentrationslagern und Gefängnissen, den Verscharten in Wäldern und auf der Flucht Erschossenen.

Wir danken den Armeen und Partisanninen auf der ganzen Welt und vor allem den Franzosen, Amerikanern, Briten und der Roten Armee, dass Sie sich der Faschistischen Armee entgegen gesetzt haben und unser Land befreit haben. Wir verneigen uns vor den Ländern der ehemaligen Sowjetunion, die mit dem Blutzoll von 26 Millionen Menschenleben die Kraft hatten bis nach Berlin vorzurücken und am 8. Mai die bedingungslose Kapitulation ermöglichten. Wir erinnern uns mit tiefen Respekt all der Deutschen, die sich widersetzt haben, die nicht mitgemacht haben, die geflohen sind, die sabotiert haben, die aktiven Widerstand geleistet haben.

Mein Vater – Richard Trampenau -, vor 75 Jahren nach über 12jähriger Haft aus dem KZ-Wolfenbüttel befreit, sagte immer, dass der 8. Mai der größte Feiertag der Menschheitsgeschichte ist.

Peter Gingold schrieb „Für alle Ewigkeit muss im Gedächtnis der Menschheit verankert bleiben; dieses Morgenrot der Menschheit, dieser Jubel, der ganz Europa, ja die ganze Welt erfasste, aber auch, dass es ihn in Deutschland nicht gab.“

1945 war es die große Hoffnung der KZ-Gefangenen, dass die Vernunft siegt. Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus. Damit niemals geschehe, was gestern geschah!

Holen wir es nach. 75 Jahre danach.

Gestern hat die VVN/Bda 91.000 Unterschriften auf der Bundestagswiese an Vertreter*innen von SPD, Grünen und LINKEN übergeben. 91.000 Menschen, die fordern und sich wünschen, dass der 8. Mai offizieller Feiertag wird. So wie die Tage der Befreiung in Italien, Frankreich, Tschechien, Russland offizielle Feiertage sind.

Nutzen wir diese außergewöhnliche Zeit, dass sich was wandelt. Das die Solidarität nicht nur ein menschliches, sondern auch ein politisches Gesicht erhält.

Esther Bejarano mahnt:

Es ist nicht hinnehmbar, dass 75 Jahre danach extreme Rechte in allen deutschen Parlamenten sitzen und in immer rascherer Folge Mord auf Mord folgt.

Die Lehren des 8. Mai umzusetzen, bedeutet für uns:

  • AfD, NPD, sogenannte Hygienebewegungen und ihre Verbündeten aufzuhalten,
  • das Treiben gewalttätiger und mordender Neonazis zu unterbinden, ihre Netzwerke in Polizei, Verfassungsschutz und Bundeswehr aufzudecken und aufzulösen,
  • einzugreifen, wenn Jüdinnen und Juden, Muslime, Roma und Sinti, Lesben und Schwule und andere, die nicht in das Weltbild von Nazis passen, beleidigt und angegriffen werden,
  • Geflüchtete in Deutschland aufzunehmen, so wie Verfolgte des Faschismus in anderen Ländern Zuflucht fanden
  • Alles zu tun, dass Deutschland nicht für Krieg, sondern für Frieden steht und keine Waffen mehr exportiert und die Rüstungsspirale beendet
  • die Diffamierung und Behinderung demokratischer und antifaschistischer Gruppen und Organisationen durch Geheimdienste und Finanzämter zu beenden. Die Rücknahme der Aberkennung der Gemeinnützigkeit der Nachfolgeorganisation des Komitees der politisch Verfolgten

In Zeiten, in denen die AFD wählbar und salonfähig wird, aus Machtinteressen der Kompromiss der Regierungsbeteilgung erwogen wird, ist es besonders zu loben, wenn es ChristdemokratInnen gibt, die Nein zu einem Rechtsrutsch in unserem Land und Europa sagen.

Buchholz hat einen solchen Bürgermeister. Er zeigt Haltung, findet die richtigen Worte. In Zeiten in denen Rechts- und Links nur zu gerne vermischt werden, Opfer und Täter in einen Topf geworfen werden, verdient es den größten Respekt, dass Herr Röhse sich klar gegen Rechts abgrenzt und auch mit linken Kräften Stellung bezieht. Der gemeinsame Prozeß zur Gestaltung dieses Gedenkortes mitten in der Stadt von Buchholz, die gemeinsamen Gedenkveranstaltungen sind keine Selbstverständlichkeit. Mit Freude übergebe ich nun das Wort an unseren Bürgermeister Herrn Röhse.”

Es sprachen: Norma van der Walde, Tochter von rassistisch Verfolgten der Faschismus aus Buchholz, Jan-Hendrik Röhse, Bürgermeister der Stadt Buchholz in der Nordheide, Bea Trampenau, Geschäftsführerin der Antifaschistischen Erholungs- und Begegnungsstätte Heideruh


Nach Abschluss der gelungenen Gedenkveranstaltung fuhren die Teilnehmenden auf den Hamburger Campus, um dort einen Infostand im Rahmen des Weges des Widerstands durchzuführen und um 17 Uhr zur Teilnahme an der Mahnveranstaltung vor dem Hamburger Stadthaus.

 

Bericht im Hamburger Abendblatt, Harburg Stadt & Land, 8.5.2020

https://www.abendblatt.de/region/harburg-landkreis/article229067617/Sie-halten-die-Erinnerungen-an-Nazigraeuel-wach.html