1. Feministisches Jugendcamp

Das 1. Feministische Jugendcamp und seine Forderungen

Dieses Jahr hat vom 01.-03.Juli das 1. Feministische Jugendcamp in Heideruh stattgefunden. An dem Wochenende ging es darum, einen sicheren Flinta* (Frauen, Lesben, Inter,Nicht-binäre, Trans und Agender- Personen) Raum zu schaffen, welche gerade in strukturärmeren Regionen wie Buchholz selten sind.

Die insgesamt über 40 Teilnehmer*innen, konnten dabei an Workshops über Feministische Theorie, Identität und Selbstverteidigung und einigen anderen Themen teilnehmen. Das Camp bot darüber hinaus nicht nur einen Raum für politische Bildung, sondern auch für Austausch von Erfahrungen und das Ausprobieren „männlich-konnotierter” Tätigkeiten, wie den Umgang mit Maschinen oder technischen Geräten. Es wurde zudem viel Wert darauf gelegt, dass Teilnehmer*innen ihre Wünsche und Bedürfnisse äußern konnten. Dies wurde unter anderem in Form von Diskussionsrunden umgesetzt, aus welchen heraus auch Forderungen an die Politik enstanden.

Da viele der jungen Teilnehmer*innen ihren Alltag an Bildungsinstitutionen wie Schule, Berufsschule oder Universität verbringen, sind einige Forderungen in diesem Bereich entstanden. Zum einen sollte politische Bildungsarbeit für junge FLINTA*s, wie sie auch an dem Camp-Wochenende stattgefunden hat, an Schulen angeboten werden und es sollte intersektionaler-queerer Feminismus als Querschnittsthema in die Lehrpläne mitaufgenommen werden.

Beide Forderungen würden bedeuten, dass die Thematik ernster genommen wird und mehr Aufmerksamkeit erlangt, indem sie für alle zugänglich gemacht wird. Es würde zeigen, dass sich Lehrer*innen mehr mit dem Thema auseinandersetzen müssten, um ein Angebot für die Schüler*innen zu schaffen.

„Aber es sollten auch Expert*innen von außerhalb dazugeholt werden, die verschiedene Aspekte des Queer-Feminismus besser vorbereitet an die jungen Menschen weitergeben können als die Lehrkräfte selbst”, äußerte sich Camp- Teilnehmer*in Kim dazu. „Für mich wäre es daher wichtig, dass es sich hierbei um FLINTA*-Referent*innen handelt und diese für die Weiterbildung gut bezahlt werden.”

Es kam bei dem Workshop zu Feministischer Theorie, in dem zum einem bekannte Texte über Themen wie Geschlecht, Sexualität und Arbeit gelesen wurden, auch zum Austausch über bereits erhaltenes Wissen über Feminismus und erste Berühtungspunkte damit. „Ich hätte mir gewünscht, in der Schule mehr über Feminismus zu lernen, oder auch mehr Texte von Frauen zu lesen,[…] ich habe eigentlich alles, was ich jetzt darüber weiß, im Internet selbst gelernt.”, sagte Karla. Sie und viele andere wünschten sich schon früher mit Aufklärungsarbeit über Feminsmus in Kontakt gekommen zu sein, und nicht erst im jugendlichen Alter, da diese Themen besonders bei Kindern Einfluss auf deren Verhalten und Selbstbestimmung haben können, und sich somit auch nachhaltig etwas in der Zukunft verändern könnte.

Ein weiterer Schwerpunkt des Wochenendes hat sich innerhalb des Workshops zu “feministischen Arbeitskämpfen” ergeben. Es wurden Parallen zwischen der Kampagne für Lohn für Hausarbeit aus den 1970er Jahren und heute zusammengetragen. Dabei ist vor allem aufgefallen, dass insbesondere dann, wenn Kinder in Beziehungen dazukommen, oft die FLINTA*s mehr Arbeit für Kindererziehung, Haushalt und Mental Load übernehmen als die Männer. Dabei wird zwar festgestellt, dass immer mehr Männer helfen wollen, aber die Personen, die grundsätzlich für die reproduktive Arbeit als verantwortlich angesehen wird, immer noch die FLINTA*s sind. “Um hier mehr Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern zu erreichen, wäre ein guter Ansatz, bezahlten Vaterschaftsurlaub einzuführen. Außerdem sollte die geleistete Care-Arbeit, die oft nicht sichtbar stattfindet, bezahlt bzw. besser bezahlt werden. Konkret würde das eine deutliche Erhöhung der Löhne von Krankenpfleger*innen, Erzieher*innen und allen anderen in der Care-Arbeit angestellten Personen bedeuten”, forderte Susi.

Im letzten Plenum wurde das gesamte Camp reflektiert und es wurden Wünsche sowie positive Anmerkungen geäußert. Eine Teilnehmende beschrieb ihre Erfahrung am Wochenende so: „Ich habe mich sehr gefreut, hier teilnehmen zu können, da es für mich das erste mal war, ein FlINTA* only Camp zu erleben,[…] Ich habe mich hier sehr wohl- und ernstgenommen gefühlt.” Auch viele andere berichteten ähnliches. Dies zeigt wie wichtig es ist, diese sicheren FLINTA* only Räume zu haben, aber macht uns auch deutlich, dass es davon noch viel zu wenige gibt. Eine Forderung daraus ist daher, dass es in Zukunft deutlich mehr FLINTA* Räume geben soll. Gerade in strukturschwachen Regionen ist dies wichtig, damit Jugendliche nicht immer darauf angewiesen sind, in größere Städte zu fahren, auch weil die Erfahrungen und Bedürfnisse dieser oft sehr unterschiedlich sind.

Eine Möglichkeit, diese FLINTA*-Räume weiter zu unterstützen, sehen wir in einem Fortbestehen des Projektes. “Wir fänden es toll, wenn das feministische Jugendcamp als Vernetzungs- und Lernort jedes Jahr stattfinden könnte”, äußerten sich auch Kalle und Zara dazu.